15.01.1998
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschisten VVN-BdA Baden-Württemberg |
Aus der Rostocker Erklärung 1997 "Gemeinsam gegen Rassismus! Gleiche Rechte für alle!" "Fünf Jahre nach den rassistischen Überfällen ... in RostockLichtenhagen müssen wir feststellen, daß ... konservative Politiker sozialen Neid schüren und so den Nährboden des Rassismus bereiten. Wir wollen und werden diese Entwicklung nicht hinnehmen. Durch Abschottung und Abschreckung, durch Hetze und Intoleranz wird keines der Probleme, die nicht nur Immigrantinnen und Immigranten und Flüchtlinge betreffen, gelöst werden. Im Gegenteil, sie stärken den ohnehin fruchtbaren Nährboden für Rassismus und Rechtsextremismus. Wir wehren uns auch gegen die Versuche der konservativen Kräfte, die Opfer zu Schuldigen zu machen und die Gewalttaten zu Einzeltaten oder zu Ausrutschern frustierter Jugendlicher zu erklären. ... Wir rufen alle Menschen, die mit der Entwicklung in Deutschland nicht einverstanden sind, dazu auf, auch ihren Beitrag zu leisten und immer und überall dort, wo Menschen diskriminiert werden, dagegen aufzutreten. 'Menschenwürde ist unantastbar, Menschenrechte sind unteilbar' muß praktiziertes Lebensprinzip sein." |
Ein Beispiel für viele Im Morgengrauen fing der Alptraum an. Die Abschiebung der jungen kurdischen Schülerin Fena Neshe Özmen aus Heidelberg erregte bundesweiten Protest. Es gibt viele ähnliche Fälle, die nicht so bekannt wurden. Zamira N. und ihre beiden drei und sieben Jahre alten Mädchen schliefen noch, als es viertel vor fünf klopfte. Die Herren, die im Morgengrauen Einlaß begehrten, hatten nichts Gutes im Sinn. Sie solle, so wurde ihr barsch beschieden, ihre Siebensachen pakken, die Kinder wecken und sich anziehen dann ginge es ab nach Albanien. Die junge Frau reagierte fassungslos. Da ihr Mann nicht zu Hause war, rief sie ihren Bruder an. Derweil wurde ihr unmißverständlich klar gemacht, daß sie nur einen Koffer packen dürfe. Und daß sie, wenn sie nicht spure, eben im Nachthemd ins Flugzeug gesetzt werde. Als der Bruder ihr in aller Eile Geld zusteckte, knöpften ihr die Männer, die für sie nicht erkennbar zur Ausländerbehörde oder zur Polizei gehörten, 5000 Mark ab. Für die Tickets, wie es hieß. Drei Stunden nach dem überfallartigen Rausschmiß saß Zamira N. samt Töchtern im Flugzeug. Als ihr Mann, der Journalist Alfred N., später zu Hause anrief, berichtete ihm sein Schwager von dem Vorfall. "Das ist ein Alptraum", sagt N. "So etwas gibt es doch sonst nur in Actionfilmen." Die Sprecherin der Bürgerinitiative "Wir Ausländer", mit Familie N. seit langem bekannt, reagierte entsetzt: "Das ist ja fast wie im Dritten Reich!" (nach Frankfurter Rundschau, 22. 10. 1997) |
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