VVN-Logo 16.01.1998
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschisten

VVN-BdA Baden-Württemberg
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Nummer 1 / Januar 1998


Intro

Zum Neuen Jahr

VVN-BdA Landesvorstand

Das Jahr 1997 war das Jahr des 50-jährigen Bestehens unserer Organisation. Höhepunkte des Jubiläums waren die bundesweite Festveranstaltung am 15. März in Frankfurt am Main, die landesweite Festveranstaltung mit Ausstellung am 20. Juni in Stuttgart, die großartige Feier zum 85. Geburtstag unseres Ehrenvorsitzenden Alfred Hausser im Stuttgarter DGB-Haus und die vielen hervorragenden 50-Jahr-Feiern in unseren Kreisvereinigungen. Nie in den letzten Jahren hat die Presse soviel positive Berichte über unsere Organisation veröffentlicht wie in diesem Jahr. Ein weiteres Projekt wurde verwirklicht: Der Wegweiser II zu Stätten von Verfolgung und Widerstand in BadenWürttemberg ist erschienen.

Wir können im Rückblick stolz sein auf die geleistete Arbeit. Aber die Entwicklung in diesem unserem Lande läßt uns keine Pause. 1997 war auch 15 Jahre KohlRegierung mit einer verheerenden Bilanz: Erstmals wird es wohl im Winter 1997 mehr als fünf Millionen Arbeitslose geben. Ein Land, in dem die Reichen immer reicher, die Armen ärmer werden. Immer mehr Menschen fallen in Deutschland unter die Armutsgrenze. Laut EU-Definition sind 10 Mill. Menschen in Deutschland arm, hinzu kommen 2,5 Millionen Sozialhilfeempfänger und 20 Mill. Menschen, die an der Schwelle zur Armut leben. 1997 war geprägt durch Arbeitskämpfe und harte soziale Auseinandersetzungen. Wir erinnern daran, dass die soziale Not am Ende der Weimarer Republik den Nazis Anhänger und Wähler zuführte. Das darf sich heute nicht wiederholen.

In Baden-Württemberg sitzen heute die "Republikaner" im Landtag. In Hamburg ist die rechtsextremistische "Deutsche Volksunion" jetzt mit 13 Abgeordneten in den Bezirksparlamenten vertreten. Als Antifaschisten und Mitglieder der VVN - BdA stand und steht vor uns die Aufgabe, dem Rechtsextremismus und Neofaschismus entgegenzutreten.

Dabei müssen wir international zusammenarbeiten, und deshalb haben wir auf unserem Titelbild eine Postkarte der FNDIRP abgebildet, die zur Wachsamkeit aufruft: "Sie wissen, wie das anfängt ... Wenn man sie reden lässt, wird man sie handeln lassen ... Sie wissen, wie das endet." Ein Titelbild, das im November auch in der Zeitung der FNDIRP "Le Patriote Résistant" erschien. Gemeinsam mit unseren französischen Freunden erklären wir: Wir werden sie nicht handeln lassen! Wir wollen kein Land, wo jeden Tag rechtsextremistische Gewalttaten geschehen. Wir wollen keine Länder mit unmenschlicher Abschiebehaft. Die Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gelten für alle. Wir wollen, daß der Satz in unserem Grundgesetz "Politisch Verfolgte genießen Asyl" uneingeschränkt gilt. Haben wir denn vergessen, dass dieses Grundrecht auf Asyl den Deutschen gefehlt hat während der zwölf Jahre des Terrorregimes der Nazis, wie viele Länder haben damals die Flüchtlinge abgewiesen? Wir wollen kein Land mit einer "demokratisch abgesicherten Barbarei" (Günter Grass) sondern ein Land der Menschlichkeit. Wir haben gelernt, wie man gegen den Strom schwimmt. Wir müssen dieses Land ändern. Wenn wir es nicht tun, werden es andere tun - aber anders.

Die Aufgaben für 1998 sind eine große Herausforderung. Wir mußten und müssen Angriffe auf den Antifaschismus und unsere Organisation abwehren. Wir müssen uns mit den Geschichtsfälschern auseinandersetzen. 1998 werden uns Vorbereitung und Durchführung der Landesdelegiertenkonferenz und des Bundeskongresses viel Arbeitskraft kosten.

Der 30. Januar 1998 ist der 65. Jahrestag der Machtübertragung an Hitler. 1998 ist der 60. Jahrestag der Reichspogromnacht. Das Erinnern verbinden wir mit unseren politischen Aufgaben heute. Wir müssen neue Mitglieder gewinnen, denn die VVN -Bund der Antifaschisten wird auch in den nächsten Jahren dringend gebraucht. Die Arbeit unserer Jugend ist ermutigend. 1998 sind die Bundestagswahlen. Gemeinsam mit allen demokratischen Kräften müssen wir verhindern, dass rechtsextremistische Parteien in den Bundestag einziehen.

Zum neuen Jahr grüßen wir unsere alten und jungen Kameradinnen und Kameraden und wünschen erholsame Feiertage, gute Gesundheit und gemeinsame Erfolge!

Mit antifaschistischen Grüßen!

Reinhard Hildebrandt, Anne Rieger, Silvia Schulze
(Landessprecher und Landessprecherinnen der VVN - Bund der Antifaschisten Ba-Wü)


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