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Nummer 3 / Juli 2001



Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau 2001:

„Erinnern um heutiges Unrecht zu erkennen und zu bekämpfen"

von Josef Kaiser

(weingarten/ravensburg/birnau) Die von VVN-BdA Oberschwaben, IG Metall und DGB Bodensee durchgeführte Gedenkfeier für die Opfer des Faschismus stand in diesem Jahr unter dem Motto: „Faschismus ist keine Meinung - Faschismus ist ein Verbrechen". Mit einer Ausstellung über den Widerstand in Norditalien zur Zeit des Faschismus und der alljährlichen Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau gedachten Gewerkschafter/innen und Antifaschisten/innen der Opfer. Bei den gut besuchten Veranstaltungen wurde dazu aufgefordert aus der Geschichte zu lernen, vor Rechtsradikalismus nicht zurück zu weichen, sondern für Demokratie und eine menschenwürdige Zukunft einzustehen.

Ausstellung „Deportation und Widerstand in Norditalien"
Im Kulturzentrum LINSE Weingarten wurde die Ausstellung „Deportation und Widerstand in Norditalien" gezeigt. Im Namen von VVN-BdA und der Gewerkschaften konnte Josef Kaiser etwa 40 Interessierte begrüßen, darunter den Weingartner Oberbürgermeister Gerber und Leon Bernetic, Überlebender des KZ Dachau aus Slowenien. Enzo Savarino, VNN-BdA, gab eine Einführung in die Geschichte des Faschismus in Italien und die Ausstellungsplakate. Sie zeigen Bilder und Texte zum historischen Hintergrund und belegen die besondere Bedeutung des Widerstands der norditalienischen Partisanen. Die Ausstellung selbst ist ein Geschenk der italienischen Organisation der ehemaligen Deportierten in die Nazilager, der ANED im Piemonte, an die VVN-BdA Oberschwaben. Sie wurde in Weingarten erstmalig in Deutschland gezeigt. Fazit der Ausstellung: Nicht vergessen - Erinnern ist notwendig um heutiges Unrecht besser zu erkennen, abzuwehren und zu bekämpfen.

Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau
An der Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof in Birnau nahmen rund 150 Menschen teil. Enzo Savarino konnte neben vielen Gästen aus der Politik und aus dem In- und Ausland auch den neugewählten Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, Josef Büchelmeier, begrüßen. Mit ihm nahm erstmalig ein Friedrichshafener Stadtoberhaupt offiziell an der Gedenkfeier teil.
Dem Historiker Udo Achten, IG Metall, ging es in der Hauptrede vor allem um die Frage: Wie kann man die Schrecken der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft überhaupt weiter vermitteln? Die Greuel seien so groß und unfaßbar, daß sie nur „in kleinen Portionen vermittelt" werden können, damit die Menschen vor der Überfülle des Schrecklichen nicht wegschauten. Sein Appell: „Es stimmt, daß Faschismus auch heute möglich ist - aber er ist auch genauso verhinderbar!" Dazu brauche es Zivilcourage - damals wie heute!
Für die Überlebenden erinnerte und gedachte Leon Bernetic aus Slowenien seiner Kameraden: „Ich sehe nach so langer Zeit alles wieder vor Augen wie damals. Wer, wenn nicht ich als Zeuge und Überlebender der nazistischen Verbrechen, mit denen die Menschen unterjocht wurden, kann und muß die junge Generation dazu auffordern, die Neuentstehung von Faschismus und Rechtsradikalismus zu verhindern!"
Nach der feierlichen Kranzniederlegung erinnerte Enzo Savarino an die Ursprünge des Grundgesetzes und Teile daraus, die heute von verantwortlichen Politikern und Richtern oft sträflich mißachtet werden: So ist im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland Diskriminierung aus rassischen, religösen und weltanschaulichen Gründen verboten. Das Grundgesetz verbietet die Aufstachelung zu Rassenhaß und Fremdenfeindlichkeit genauso wie die Vorbereitung und Führung von Angriffskriegen. Statt über Rechtsentwicklungen im Lande zu jammern wäre es an der Zeit auf Einhaltung des Grundgesetzes zu achten.
Savarino schloß mit den Worten eines Plakates aus der Ausstellung „Widerstand und Deportation in Norditalien": „Erinnern - nicht nur um Gefahren und Ungerechtigkeiten zu erkennen, sondern auch um sie zu bekämpfen, durch eine große Bewegung, die alle Menschen in Solidarität vereint auf dem Weg zu Frieden, Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit!"
Musikalisch wurde die Veranstaltung begleitet von der Gruppe „Trotz alledem" aus Konstanz.

Die Ausstellung „Deportation und Widerstand in Norditalien" kann bei der VVN-BdA Oberschwaben ausgeliehen werden: e-mail an VVN-BdA Ravensburg Oberschwaben
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