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Jahrestagung der LAG Gedenkstätten:Die Erinnerungskultur stabilisieren!von Reinhard Hildebrandt35 Gedenkstätten existieren in Baden-Württemberg, zusammengeschlossen in der "Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen" (LAG). 150 000 Menschen besuchen jährlich diese Einrichtungen. Mit 6000 Gästen ist die KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg in Ulm Spitzenreiter. Rund 45 Mitglieder der LAG trafen sich zur Jahrestagung vom 31. 3. bis 2. 4. 2000 im Haus auf der Alb in Bad Urach, damit verbunden war ein Besuch der Gedenkstätte Grafeneck. Zwei Landespolitiker nahmen Stellung zur aktuellen Situation in der Gedenkstättenarbeit. Einig waren sich die die Sozialdemokratin Birgit Kipfer und Paul-Stefan Mauz von der CDU darin: Die Arbeit der Gedenkstätten ist unverzichtbar und notwendig. Denn, so die Landtagsabgeordnete Kipfer, "die Menschen sollen nicht Opfer von Vorurteilen werden, sondern selbständig und kritisch über das Thema nachdenken." Dabei sei eines notwendig: "Man darf die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus nicht als Zeigefinger-Pädagogik verstehen, sondern muß eine persönliche Auseinandersetzung ermöglichen." Doch gerade ein solches didaktisch-pädagogisches Konzept erfordert Geld - und das fließt nach wie vor nicht reichlich. Im Gegenteil: Die Mitarbeiter und Leiter der baden-württembergischen Gedenkstätten haben die Befürchtung, daß mit der Zusage von Bundesmitteln künftig die Landesförderung gekürzt wird - sie brauchen aber für eine gute Arbeit Planungssicherheit. Entsprechende Zusagen konnten die beiden Landespolitiker nicht geben, aber die Bedeutung des Themas unterstrichen sie immer wieder: "Wir müssen die Erinnerungskultur stabilisieren", erklärte Birgit Kipfer. Ihrer Ansicht nach muss es sogar so weit kommen, daß die Gedenkstättenarbeit ein Teil kommunaler Kultur wird, des Sich-Kümmerns vor Ort im Sinne eines bürgerschaftlichen Engagments. Doch das ist nach Ansicht der Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft nicht möglich, wenn die Gedenkstätten in erster Linie als Orte schulischer Pflichtbesuche gesehen werden. Eine Hauptforderung heißt deshalb, die außerschulische Bildung und die Erwachsenenbildung wesentlich zu fördern. Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Volkhard Knigge, sprach über die KZ-Gedenkstätten und den Umgang mit der Vergangenheit. Als Kernaufgaben deutscher Erinnerungskultur auf nationaler Ebene nannte er:
Die Widerstandskämpfer wurden idealisiert, als Vorbilder dargestellt, um eine Identifikation mit dem neuen besseren Deuschland zu ermöglichen. "Eine westdeutsche Variante der DDR-Politik ist heute, die Berliner Republik als die bessere darzustellen", sagte Knigge. Zur Vergangenheitsbewältigung meinte er: Wichtig ist nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, bedeutend ist auch zu zeigen, wie nach dem Krieg damit umgegangen wurde." Die Wahlen zum Sprecherkreis der LAG erbrachten folgendes Ergebnis: Gewählt wurden Jost Grosspietsch, Freundeskreis ehemalige Synagoge Sulzburg; Christine Glauning, KZ-Gedenkstätte Bisingen; Martin König, KZ-Gedenkstätte und Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg, Ulm; Thomas Stöckle, Gedenkstätte Grafeneck; Klaus Schubert, ehemalige Synagoge Haigerloch; Ulrike Scheurich, KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen. | |||
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