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Nummer 1 / Januar 2000


Liebe Kameradinnen und Kameraden,

wir alle hoffen heute, daß das neue Jahrtausend nicht beginnt, wie das alte zu Ende ging: Mit Krieg. Krieg herrscht in Tschetschenien und in vielen Teilen der Welt. Mit der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Krieg gegen Jugoslawien ist der Krieg auch wieder in die deutsche Politik zurückgekehrt. Vor einem halben Jahrhundert wurde unsere Organisation, die VVN, gegründet. Eine der wichtigsten Lehre aus der Geschichte, die wir immer vermittelt haben und für die wir beharrlich eingetreten sind, wurde in den Wind geschlagen: Nie wieder Krieg von deutschem Boden! Dies nehmen wir als vorrangige Aufgabe nun mit in den neuen Zeitabschnitt.

Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, daß die VVN-Bund der Antifaschisten gebraucht wird. Auch daß wir stolz sein können auf das Geleistete und Erreichte: Unsere Arbeit hat viel dazu beigetragen, daß nun endlich Bewegung in die Frage der Entschädigung für Zwangsarbeit gekommen ist. Unsere Aufklärung über rechte Parteien hat mit einen Anteil daran, daß deren Wahlergebnisse nun wieder zu sinken beginnen. Die Veröffentlichung von Büchern und Broschüren, Demonstrationen, die zahlreichen Veranstaltungen, Gedenkfeiern, alternative Stadt- und Kreisrundfahrten, Besuche in Schulklassen und vieles mehr halten die Erinnerung an Widerstand und Verfolgung wach. Die VVN - Bund der Antifaschisten ist Teil der sozialen und demokratischen Bewegungen im Lande. Sie ist ein fester Bestandteil der Friedensbewegung, deren Unterstützung in diesem Jahr so wichtig war. Wir danken allen, die unseren beschwerlichen aber erfolgreichen Weg mitgegangen sind.

All dies lenkt aber auch den Blick darauf, daß die Aufgaben die vor uns liegen, nicht geringer geworden sind: Noch immer ist die Anerkennung und Entschädigung der bisher vergessenen Opfer des Naziregimes nicht zu einem guten Ende gebracht. Verstärkt treten neonazistische Organisationen hervor, Haß und Gewalt, Mord und Totschlag aus rassistischen Motiven gehören zum Alltag. Mit öffentlichen Gelöbnissen und der ständigen Debatte um weitere Rüstungsmilliarden erleben wir auch wieder eine zunehmende Militarisierung der Gesellschaft.

Die Gründungsmitglieder unserer Vereinigung, die dank der Überzeugungskraft, die ihnen das Erlebte und Geleistete verliehen hat, unermüdlich die Erinnerung wachhielten und die Lehren der Geschichte vermittelten, werden weniger. Von manchen verdienten Kameradinnen und Kameraden mußten wir Abschied nehmen.

Um ihre Arbeit auch ins neue Jahrhundert hinein fortzusetzen brauchen wir eine starke und lebendige VVN - Bund der Antifaschisten. Wir brauchen besonders auch die Arbeit der jungen Mitglieder, wie sie sich z.B. im bundesweiten Jugendkongress '99 der VVN-BdA-Jugend gezeigt hat. Deshalb bitten wir Euch alle, mitzuhelfen neue Mitglieder zu werben und die antifaschistische Arbeit auch im nächsten Jahr voranzubringen.

Vieles haben wir uns bereits jetzt vorgenommen: Die antifaschistische Konferenz im Januar, die Landesdelegiertenkonferenz im Februar und der Bundeskongreß im Oktober werden neue Aufgaben beschließen.

Auch im neuen Jahr und im neuen Jahrhundert bleibt es notwendig, den Schwur von Buchenwald zu erfüllen. Der Aufbau einer "Welt des Friedens und der Freiheit" steht noch immer erst am Anfang. Wir bitte alle auch weiterhin, in oder an der Seite der VVN - Bund der Antifaschisten, dabei mitzuhelfen.

Wir grüßen in kameradschaftlicher Verbundenheit und wünschen gute Gesundheit und Kraft.


Alfred Hausser, Silvia Schulze, Reinhard Hildebrandt, Werner Pfennig
(Ehrenvorsitzender, Landesprecherin und Landesprecher der VVN - Bund der Antifaschisten Baden-Württemberg)

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