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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 4 / Dezember 2009



70. Jahrestag des Hitler-Attentats von Georg Elser:

"Ich wollte ein größeres Blutvergießen verhindern"

Janka Kluge

Vor 70 Jahren zeigte der Schreiner Georg Elser der Welt, dass nicht alle Menschen in Deutschland Hitler folgten. Er baute und montierte eine Bombe, die am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller explodierte. Sein Ziel war Hitler zusammen mit der obersten Führungsebene der NSDAP zu töten.

Jedes Jahr veranstaltete die NSDAP mit den sogenannten `Alten Kämpfern´ eine Gedenkfeier um an den gescheiterten Putsch vom November 1923 zu erinnern. Hitler blieb wegen des schlechten Wetters nicht wie geplant bis zum Ende der Veranstaltung im Lokal. Er ging noch während der Veranstaltung, um mit dem Zug nach Berlin zurückzufahren. Die Bombe verfehlte ihn um 13 Minuten.
Georg Elser floh von München aus an die Schweizer Grenze. Dort wurde er beim Versuch in die Schweiz zu flüchten in Konstanz verhaftet. Am 13. November gesteht Georg Elser vor der "Sonderkommission Bürgerbräukeller" der Münchner Gestapo das Attentat verübt zu haben. Über seine Motive erklärt er den Gestapobeamten:
"Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten. Unter der Führung verstand ich die `Obersten´, ich meine damit Hitler, Göring und Goebbels. Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, `die kein fremdes Land einbeziehen wollen´ und die für eine Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden." Georg Elser wurde am 4. Januar 1903 in Hermaringen geboren. Seine Eltern zogen ein Jahr nach seiner Geburt nach Königsbronn um. In den Jahren von 1917 bis 1919 machte er eine Lehre bei den Königsbronner Hüttenwerken, die er aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Es folgte eine Schreinerlehre, die er 1922 als Jahrgangsbester abschloss. Nach seiner Lehre bezeichnete er sich als Kunsttischler. Bis 1925 arbeitete er in verschiedenen Schreinereien in Königsbronn, Aalen und Heidenheim. Von 1925 bis 1932 ist er auf Wanderschaft und arbeitet in verschiedenen Orten am Bodensee und in der Schweiz. In Konstanz wird er in der Konstanzer Uhrenfabrik beschäftigt. In den Jahren 1928/29 war er Mitglied im Rotfrontkämpferbund in Konstanz. 1932 kehrt er nach Königsbronn zurück und arbeitet bis 1936 im elterlichen Betrieb. Von 1936 bis 1939 arbeitet er als Hilfsarbeiter in der Heidenheimer Armaturenfabrik Waldenmaier. Dort bekommt er auch mit, dass in der Fabrik für geheime Rüstungspläne produziert wird. Im November 1938 entschließt er sich Hitler mit einem Attentat umzubringen. Um an Sprengstoff zu kommen wird er Hilfsarbeiter in einem Königsbronner Steinbruch. Er beschäftigt sich intensiv mit Sprengtechnik und schafft immer wieder etwas Sprengstoff zur Seite. Ab August 1939 lebt er in München und lässt sich jede Nacht im Bürgerbräukeller einschließen um dort eine Säule auszuhöhlen. Anfang November baut Georg Elser die Bombe in die Säule ein. Die Bombe explodiert auf die Minute genau. Ein großer Teil des Saals wurde zerstört. Bei dem Anschlag kamen sieben Menschen um und über 60 starben. Bis heute ist unklar wie viele Menschen sich zu dieser Zeit in dem Saal befanden. Die Zahlen der Historiker schwanken zwischen 1500 und 3000 Personen.
Georg Elser wurde nach seiner Verhaftung zum persönlichen Häftling Hitlers erklärt und bis kurz vor der Befreiung vom Faschismus im Konzentrationslager Sachsenhausen in erschwerter Einzelhaft gefangen gehalten. Nach dem Krieg sollte ihm ein großer Schauprozess gemacht werden. Kurz vor der Befreiung wurde er im KZ Sachsenhausen ermordet. Lange hielten sich Gerüchte, dass er eigentlich für die SS gearbeitet habe. Zu diesen Gerüchten trug in den Nachkriegsjahren der Pfarrer Martin Niemöller bei. Er war ebenfalls in Sachsenhausen inhaftiert und behauptete später, dass Elser bevorzugt von der SS behandelt worden sei. Elser, der die ganzen Jahre in verschärfter Einzelhaft inhaftiert war musste für einige Männer der Wachmannschaften persönliche Gegenstände schreinern.

Späte Würdigung
Die Politiker und die Historiker haben sich in den letzten 60 Jahren schwer getan, die Tat Georg Elsers zu würdigen. Immer wieder wurde betont, dass er kein Recht gehabt habe einen Anschlag auf Hitler zu verüben. Das Hauptargument wiederholt sich dabei immer wieder: da bei dem Anschlag auch unschuldige Menschen umgekommen sind, war Georg Elser ein Mörder. Noch vor zehn Jahren hatte der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze in seiner Antrittsvorlesung, genau diese Argumentation wieder ausgeführt. Lothar Fritze lehrt und forscht am Dresdner Hanna Arendt-Institut, das in Deutschland federführend bei der Verbreitung der Totalitarismustheorie ist. Dieses Institut setzt nicht nur die DDR mit dem Hitlerfaschismus gleich, sondern hat sich auch immer wieder für die faschistische Sekte Scientology eingesetzt und ihre Forderung nach Anerkennung als Kirche in Deutschland unterstützt.
Erst in den letzten Jahren scheint sich in der öffentlichen Diskussion etwas geändert zu haben. Das Attentat von Georg Elser wird verstärkt als eine mutige Tat beschrieben, die zeigt, dass auch durchaus einzelne Menschen die Möglichkeit hatten gegen die faschistischen Diktatur zu kämpfen. In Konstanz ist jetzt siebzig Jahre nach dem Anschlag ein Denkmal für Georg Elser errichtet worden. In Heidenheim gibt es einen sehr engagierten "Georg-Elser-Arbeitskreis". Neben verschiedenen Schriften über Georg Elser und einer sehr guten Internetseite, die von dem Arbeitskreis betrieben wird, planen sie ein Elser Denkmal in Königsbronn aufzustellen. Für dieses Projekt benötigt die Initiative noch dringend Spenden.
Außerdem soll in Berlin mit einem bundesweiten Denkmal an ihn gedacht werden. Es gibt einen Satz, den Georg Elser nach seiner Verhaftung der Gestapo ins Protokoll diktierte. Er steht über der ganzen Tat von ihm und würde sich für ein bundesweites Denkmal eignen, wie kein zweiter. "Ich wollte ja auch durch meine Tat ein noch größeres Blutvergießen verhindern."

* Gestapo-Protokoll vom November 1939, zitiert nach Wikipedia Georg Elser

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