VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 31.12.2007
antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 4 / Dezember 2007



Zum Neuen Jahr

Landesvorstand

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

nein, im letzten Jahr lief ganz gewiss nicht alles so, wie wir es uns und für die VVN-Bund der Antifaschisten gewünscht hätten. Krankheit und schließlich Tod unserer Kameradin und Mitarbeiterin Elke machten sich in der Geschäftstelle und bei der Herausgabe unserer Antifa Nachrichten als gewaltiger Einschnitt bemerkbar. Im Mai mussten wir von Gertrud Müller Abschied nehmen, eine der letzten der Gründungsmitglieder und Widerstandskämpferinnen, die bis zuletzt aktiv an unserer Arbeit teilnehmen konnte.
Und trotzdem können wir auf ein erfolgreiches Jahr für uns Antifaschistinnen und Antifaschisten zurückblicken: Das Berufverbot gegen unseren Kameraden Michael Csaszkóczy musste nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes zurückgenommen werden, die Verfolgung von Antifaschisten wegen des Tragens von Antinazisymbolen wurde - ebenfalls nach Gerichtsentscheid - eingestellt.
Auch dass das Studienzentrum Weikersheim unter starke öffentliche Kritik geraten ist, ist eine der positiven Entwicklungen dieses Jahres.
Mit der Kampagne NONPD - NPD-Verbot jetzt konnten wir erfolgreich die Initiative gegen das Anwachsen und verstärkte Auftreten neofaschistischer Kräfte übernehmen. 175 000 Menschen unterstützten unsere Forderung, darunter viele junge Menschen aber auch Gewerkschaften und andere Organisationen. War die Forderung nach einem Verbot der NPD zu Beginn des Jahres auch unter demokratischen Kräften noch umstritten, so hat sie sich jetzt als ein wichtiger Bestandteil des Kampfs gegen den aktuellen Faschismus und seine Strukturen durchgesetzt.
Die Forderung, neonazistische Parteien und Organisationen zu verbieten und aufzulösen ist nach dieser von der VVN-BdA bundesweit angestoßenen Kampagne unüberhörbar geworden.
Verbreitet hat sich gleichzeitig die Erkenntnis, dass die Verbotsforderung alleine nicht ausreicht, um der faschistischen Gefahr zu wehren. Sie kann die tägliche Auseinandersetzung, Zivilcourage, die Aufklärung über das Verbrechen Faschismus nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Angesichts der vermehrten Aufmärsche der NPD, der sogenannten Kameradschaften und anderer brauner Formationen, ist es notwendig, dass sich möglichst viele Menschen diesen menschenfeindlichen Parolen und Aufmärschen entgegenstellen.
Auch das ist im letzten Jahr gelungen: In Tübingen waren es 10000, in anderen Städten wie Friedrichshafen, Singen, Horb, Geislingen und anderswo Hunderte, die sich ihnen entgegenstellten. Nirgendwo ist es den Nazis gelungen, sich unbehelligt von Protesten öffentlich zu zeigen. Bei aller Vorsicht vor vorschnellen Erfolgsmeldungen sieht es sogar so aus, als sei der plötzliche Boom der monatlichen Nazitreffen im Lande schon wieder rückläufig. In Mannheim und Schwäbisch Hall, wo sie prahlerisch regelmäßige Aufmärsche angekündigt hatten, haben sie sich in diesem Jahr nicht blicken lassen. Die kontinuierlichen und konsequenten Proteste scheinen ihnen den Schneid abgekauft zu haben. Bei all diesen Aktivitäten spielte unsere VVN-BdA eine initiierende und koordinierende Rolle für das Zustandekommen antifaschistischer Bündnisse.
Aber es sind nicht die offen auftretenden Nazis und Stiefelfaschisten allein, die uns Sorgen bereiten. Die Wurzeln von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus, rechtskonservative Brückenköpfe, reichen bis weit in die Mitte der Gesellschaft. Das zeigte zuletzt auch Ministerpräsident Oettinger, der seinen Amtsvorgänger, den Marinerichter Filbinger posthum zu einer Art Widerstandkämpfer stilisierte und der durch seine Nähe zum Studienzentrum Weikersheim bestätigte, dass dies nicht nur auf Gefälligkeit, sondern wohl eher aus Überzeugung geschah.
So konnten wir in diesem Jahr mit einigem Stolz auf die Leistungen der Organisation der Überlebenden Opfer des Naziregimes, die sich 1947 in der VVN zusammengefunden hatten, unser 60 jähriges Bestehen feiern.
Es bleibt auch nach sechzig Jahren weiterhin notwendig, unsere Aufklärungsarbeit über die Verbrechen des Faschismus fortzusetzen. Wir wollen und müssen die Erinnerung an den Widerstand und die Opfer, die erbracht wurden, wach halten, die Erfahrungen, die uns von unseren Gründungsmitgliedern übermittelt wurden, weitergeben und die Verpflichtung aus dem Schwur von Buchenwald erfüllen.
Wir werden weiter gebraucht, eine starke VVN-Bund der Antifaschisten mit aktiven Mitgliedern bleibt so notwendig wie zuvor.
Wir danken allen, die an den Erfolgen des vergangenen Jahres mitgewirkt haben, von Herzen und wir wünschen Euch allen, dass es Euch möglich ist, auch im kommenden Jahr mitzuhelfen für unser gemeinsames Ziel zu arbeiten: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.

Anne Rieger
Landessprecherin
Reinhard Hildebrand
Landessprecher
Werner Pfennig
Landessprecher

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