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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 1 / Mai 2007



KSK - Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr:

In der Tradition der Nazi-Terror-Truppe "Brandenburger"

Ulrich Sander

Das im rechten Verlag Pour le Mérite erschienene Buch "Geheime Krieger" über "drei deutsche Kommandoverbände" erregte etwas Aufsehen, aber der eigentliche Skandal blieb verborgen: Deutschlands KSK wird am Beispiel der Terrortruppe "Brandenburg" der Wehrmachtsabwehr geschult.

Es müsste eigentlich "vier Kommandoverbände" heißen, denn die großdeutsche Lösung wird mit dem Vorwort eines österreichischen Chefs der Infanterie unterstrichen. Es prangen auf dem Umschlagbild Szenen mit dem Kommandotrupp des KSK (Kommando Spezialkräfte), mit Angehörigen der "Brandenburger" in russischen Tarnuniformen (!) und mit einem Beamten des Bundesgrenzschutztrupps GSG9.
Und die Autoren betonen immer wieder, dass das heutige KSK wie auch GSG9 nach dem Muster der faschistischen Division Brandenburg arbeitet und dementsprechend aufgebaut wurde. Die Autoren sind die Militärs Josef Paul Puntigam (Infanteriechef des Österreichischen Bundesheers), General a.D. Reinhard Günzel (wegen antisemitischer Bekundungen entlassener KSK-Chef), Oberstleutnant a.D. Wilhelm Walther (letzter Kommandeur der Brandenburger) und Ulrich K. Wegener (Ex-GSG9-Kommandant).

Division Brandenburg und Bataillon Nachtigall
Sie plaudern nebenbei aus, dass das KSK-Vorbild Division Brandenburg, von der Abwehr unter Admiral Canaris aufgebaut, auch das Bataillon "Nachtigall in seinen Reihen hatte. Der Originaltext zu einem Foto aus Lemberg/Lwow in dem Buch "Geheime Krieger" belegt, dass die "Brandenburger" mit dem deutsch-ukrainischen Nationalisten-Bataillon "Nachtigall" gemeinsam vorgingen, das unter dem Kommando des Hauptmanns Theodor Oberländer stand, ebenfalls ein Offizier der Brandenburger und der Abwehr. In Lemberg/Lwow wurden am Ende Juni/Anfang Juli 1941 von Brandenburgern unter Wilhelm Walthers Kommando sowie von Nachtigall-Leuten und Gebirgsjägern Tausende jüdische und ukrainische Zivilisten ermordet. In der "Ereignismeldung UdSSR Nr. 24" des Chefs der Sicherheitspolizei hieß es am 16.7.41 über die Ereignisse in Lemberg: "Die ukrainische Bevölkerung zeigte in den ersten Stunden nach dem Abrücken der Bolschewisten eine begrüßenswerte Aktivität gegen die Juden. In Lemberg (Lwow) trieb die Bevölkerung etwa 1000 Juden unter Misshandlungen zusammen und lieferte sie in das von der Wehrmacht besetzte GPU-Gefängnis ein. Von der Sicherheitspolizei wurden etwa 7000 Juden zur Vergeltung für die unmenschlichen Greueltaten zusammengetrieben und erschossen."
Theodor Oberländer wurde trotz seiner Kriegsverbrechen CDU-Minister in der Bundesregierung unter Konrad Adenauer. Nach Enthüllungen der VVN und des DDR-Politikers Albert Norden musste er 1960 zurücktreten. Schon 1923 nahm er am Hitler-Putsch gegen die Weimarer Republik teil. Er machte in der NS-Zeit eine steile militärische und Hochschulkarriere und kommandierte Terrortruppen wie "Nachtigall" und "Bergmann".
Wilhelm Walther war ebenfalls Kommandeur bei den Einsätzen der Division Brandenburg in der Sowjetunion. Die Brandenburger überschritten unter seinem Kommando in russischen Uniformen die Fronten, um mit "List und Tücke" unter Missachtung des Kriegsvölkerrechts (Walther) brutal vorzugehen.

Vorbild für GSG9 und KSK
Walther und seine "legendäre" Truppe haben die "ungebrochene Traditionslinie begründet, die von den Brandenburgern der Wehrmacht über die Antiterrorspezialisten der GSG9 bis zum jüngsten deutschen Kommandoverband, dem KSK reicht," schrieb Brigadier Puntigam, und auch die Generale Günzel und Wegener bekennen sich ausdrücklich zum Vorbild der "Brandenburger". Zu einem Bild zum Thema "Kommando Spezialkräfte im Einsatz" heißt es: "Von den Männern wird verlangt, dass sie mitten im Frieden Krieg führen", dass sie "in Einsätze gegen Terroristen gehen, die vom Kriegsvölkerrecht noch nie etwas gehört haben." (Günzel in dem Buch "Geheime Krieger").
Günzel zitiert einen Bericht aus der Zeitschrift des Bundeswehrverbandes: "Keiner sieht sie kommen. Keiner weiß, dass sie da sind. Und wenn ihre Mission beendet ist, gibt es keinen Beweis dafür, dass sie jemals da waren."
Der rechtsextreme General a.D. fasst zusammen: "Das Selbstverständnis der deutschen Kommandotruppen hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht geändert."



Die "Brandenburger" und ihr Wüten in Lemberg/Lwow

"Aber den Kreis der wahrscheinlich Schuldigen (am Massaker in Lemberg) kann man doch eingrenzen. Dazu gehört das Bataillon 800. Diese Einheit war Teil eines Geheimkommandos, das dem Oberkommando der Wehrmacht direkt unterstand. Besser bekannt unter dem Namen "Die Brandenburger" wurde es für militärisch gewagte Einsätze im Rücken des Feindes, aber auch für politisch heikle Aufgaben eingesetzt. Im Falle Lemberg erschöpfte sich diese nicht in der Sicherung militärisch wichtiger Objekte. Dafür spricht schon die Tatsache, dass dem Kommando mit dem ukrainischen Bataillon "Nachtigall" ein fanatisch antisemitisches und aus Ortskundigen bestehendes Hilfskontingent zur Verfügung stand. Es sollen denn auch, Augenzeugen zufolge, Angehörige dieser Truppe gewesen sein, die, gleich nach dem Einmarsch und noch im Morgengrauen des 30. Juni, die Leichen der NKDW-Opfer in den Gefängnissen verstümmelt haben. ...
Es spricht einiges dafür, dass "Die Brandenburger" den Judenmord ausgelöst haben. Man habe am 30. Juni "jüdische Plünderer rücksichtslos niedergeschossen", vermerkt der Schlussbericht des Bataillons. Wie als Bestätigung liest sich die Meldung des Gebirgsjägerregiments 99, es sei am Morgen desselben Tages, also lange vor Öffnung der Gefängnisse für die Bevölkerung, zu "Erschießungen von Juden durch Ukrainer" gekommen. Die aktive Rolle des Ukrainer-Bataillons an allen diesen Aktionen ist gut belegt, nicht nur durch jüdische Zeugen. Ein Bericht der Geheimen Feldpolizei vermerkt, dass die von dort ausgeliehenen Dolmetscher in einer so "fanatischen Stimmung" gegenüber den Juden gewesen seien, dass sich "die Grenzen der Verwendbarkeit [...] im Rahmen der militärischen Disziplin" schon am ersten Tag gezeigt hätten."
Hannes Heer, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Nr.5 26/2001

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