VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 01.01.2006
antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 1 / Januar 2006



Zum Beispiel Heidelberg:

Neue Mitglieder? Ja das geht!

Dieter Fehrentz

In unserem Umfeld gibt es zahlreiche Menschen, die der VVN-BdA nahe stehen. Es sind Menschen, die mit der neoliberalen, imperialistischen Politik der Herrschenden, den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, dem massiven Sozialabbau und der Protektion von Rechtsradikalen nicht einverstanden sind. Vielen dieser Freunde ist klar, dass die Neonazis als Kampftruppe gegen die Linken gedeckt und gefördert werden. Die Notwendigkeit des Fortbestehens einer starken antifaschistischen Organisation steht bei ihnen außer Zweifel.

Eine verstärkte Mitgliederwerbung ist schon auf Grund der Zunahme von Neonazi-Aktivitäten dringend notwendig aber auch wegen der ungünstigen Altersstruktur unserer Vereinigung. Wie der Erfolg der Linkspartei bei der Bundestagswahl zeigt, ist die Zeit jetzt günstig, inaktive Linksstehende zu motivieren. Rege Aktivitäten der Kreisvereinigungen mit Veranstaltungen, Kundgebungen und Aktionen dürften also gegenwärtig erfolgreich zur Gewinnung neuer Mitlieder zu nutzen sein.

Inhaltliche Werbung…
Als überzeugende Argumente bei der Werbung bieten sich Hinweise auf Leistungen und Erfolge der VVN-BdA an. Sie helfen, mögliche Hemmschwellen zum Eintritt in unsere Vereinigung zu überwinden. Als Erfolge können die vielen Gegenaktionen gegen Naziaufmärsche angeführt werden, die wir im Zusammenwirken mit anderen Gruppen und Organisationen initiert und organisiert haben. So etwa in letzter Zeit in Schwäbisch Hall, Karlsruhe oder Freiburg, wo es teilweise gelungen ist, die Nazis aufzuhalden oder ihre Aktionen ganz zu verhindern. Auch die Dokumentation von Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit mit Zeitzeugen in Filmen und Schriften sowie die Pflege der Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors, insbesondere an ermordete Widerstandskämpfer können genannt werden. Die Erwirkung des Erhalts oder der Neuerrichtung von Denkmälern und Gedenkstätten sind vielfach der beharrlichen Tätigkeit der VVN-BdA zu verdanken. Eine weitere originäre Leistung unserer Vereinigung stellt ferner u.a. die Erarbeitung einer Ausstellung über den Neofaschismus in Deutschland dar sowie deren Präsentation an vielen Orten.
Dass unser hochgestecktes Ziel der Mitgliederwerbung nicht unerreichbar ist, zeigen Erfahrungen in Heidelberg. Bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit DGB und IG Metall über Sozialabbau und Abrüstung konnten Anfang 2004 zwei Sekretäre der IG Metall in die Kreisvereinigung aufgeommen werden, davon ein Jugendsekretär. Dabei waren Unterhaltungen in gemütlicher Runde nach der Veranstaltung hilfreich. Eine Betriebsrätin meldete sich ganz von selbst als Mitglied an. Sie hatte zuvor eine Fahrt nach Buchenwald mitgemacht, die sie sehr beeindruckte. An unserem InfoTisch bei der Maifeier auf dem Heidelberger Marktplatz nahmen eine junge Frau und ihr Freund mit uns Kontakt auf. Beide luden wir zu der Kundgebung am 6. März 2004 gegen den Neonazi-Aufmarsch in Schwäbisch Hall ein. Sie wurden Mitglieder und arbeiten seither intensiv im Kreisvorstand mit.

bei vielen Gelegenheiten
Beim gemeinsamen Agitieren und in Gesprächen untereinander während den montäglichen Mahnwachen gegen Krieg und Sozialabbau und bei Vorträgen und Kundgebungen warben wir zwei Abiturienten sowie einen italienischen und einen griechischen Freund als Mitglieder. Den letzten beiden beruflich stark beanspruchten Kameraden verdeutlichten wir, dass uns auch eine Mitgliedschaft bei nur begrenzter Mitarbeitsmöglichkeit wertvoll ist. Allein schon die Teilnahme an unseren Veranstaltungen und die Weitergabe von Informationen an Freunde und Bekannte sowie natürlich die regelmäßige Beitragszahlung stärke unsere Vereinigung. Ängste vor zu großen Belastungen konnten wir durch Betonung der Freiwilligkeit der Mitarbeit bei uns ausräumen.
Im Verlauf einer ehrenamtlicher Mitarbeit eines jungen Kameraden als GEW-Vertreter in der Studentenschaft konnte dieser eine Gewerkschaftssekretärin der GEW und eine Lehrerin zum Eintreten in die VVN-BdA bewegen. Dazu gerieten zwei gemeinsame Veranstaltungen mit der GEW an der Universität zu den Themen "Braune Demagogie" mit Anne Rieger sowie "Neofaschisten in Süddeutschland" mit Robert Andreasch gewissermaßen zu den Katalysatoren. Eine weitere junge Frau aus der MLPD unterschrieb nach längeren Diskussionen bei Aktionen gegen Neonazis ihren Aufnahmeschein.
Nach persönlichen Gesprächen eines Kameraden mit einem befreundeten Liedermacher gab dieser seine Eintrittserklärung in die VVN-BdA ab. Er hatte nach Auftritten als Sänger bereits üble Bekanntschaft mit Neonazis gemacht, die ihn angriffen und verletzten. Bei seinem Beitritt spielte auch ein gewisses Gefühl des Geborgenseins in unserer Vereinigung eine Rolle, wie er uns erklärte. Eine Gewerkschaftssekretärin von Ver.di erklärte ihren Beitritt anlässlich eines Besuchs bei ihr zum Glückwunsch zu einem erfolgreich abgeschlossenen Tarifkampf. Sie hatte bis dahin angenommen, dass nur ehemalige Verfolgte und Widerstandskämpfer gegen das NS-System Mitglieder in der VVN-BdA werden könnten. Einen ersten Bevollmächtigten der IG Metall gewannen wir zum Mitglied, als wir ihn einluden, bei der nächsten Gedenkfeier an die Opfer des Faschismus in Heidelberg die Ansprache zu halten. Die ständige gute Zusammenarbeit bei politischen Aktionen veranlasste auch einen Betriebsratsvorsitzenden und Linksruckmitglied unserer Vereinigung beizutreten.

…bringt Erfolge
Insgesamt konnten wir zwischen Anfang 2004 und Herbst 2005 16 neue Mitglieder aufnehmen. Eine große Rolle spielte dabei, wie wir meinen, die Erkennbarkeit einer sinnvollen und wirksamen Arbeit durch die VVN-BdA im Sinne ihrer Ziele. Aber auch der Entschluss, mehr Augenmerk der Werbung neuer Mitglieder zu schenken, war eine wesentliche Voraussetzung. Und so dürfen wir hoffen, auch in der nächsten Zeit noch weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter in unserer Mitte begrüßen zu können.

VVN-Logo www.vvn-bda-bawue.de = www.vvn.telebus.de © 1996-2006 J. Kaiser