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Nummer 3 / Juli 2005



8. Mai in Reutlingen:

"Die Erinnerung lebendig halten"

von Buck / Flohr

In Reutlingen berichteten am 8. Mai VVN-BdA Kreisvorstandsmitglied Helmut Buck und der Historiker Prof. Weingärtner über Erinnerungen an den Tag der Befreiung. Zu der Veranstaltung hatten IG Metall und Ver.di und Parteien, darunter SPD und Grüne, eingeladen. Zunächst wies Dr. Martin Allespach von der IG Metall Bezirksleitung Stuttgart auf die Notwendigkeit eines verstärkten Kampfes gegen Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus hin, der auch den Kampf gegen die "wachsende Kluft zwischen Arm und Reich" beinhalte.
Nicht nur die schrecklichen Erlebnisse bei Kriegsende blieben dem damaligen Soldaten und späteren Gewerkschafter Helmut Buck ein Leben lang in Erinnerung. Schon zuvor hätten ihn vor allem drei Erlebnisse geprägt: 1933 habe er über die ungebremste Euphorie gestaunt, mit der Hitler auf dem Uracher Marktplatz gefeiert wurde. Am 9. November 1938 gab es dann auch in Urach Anschläge auf jüdische Geschäfte - die Verantwortlichen hätten nach dem Krieg alle ein "geruhsames Leben" geführt. Und ab 1939 seien dann die ersten grauen Busse mit den Euthanasie-Opfern durch Urach gekommen - auf dem Weg nach Grafeneck in die Vernichtung. Helmut Buck kritisierte, dass nach 45 alte Nazis wieder in hohe und höchste Ämter aufsteigen konnten. Prof. Karl Weingärtner war bei Kriegsende 13 Jahre alt. Er sei zu einem "kleinen, dummen Militaristen und mäßig fanatischen Nazi" abgerichtet worden, der dann aber 1944 im Heilbronner Splittergraben mit der Wirklichkeit der Folgen des deutschen Angriffskrieges konfrontiert worden sei. Auch Prof. Weingärtner wies noch einmal auf die Kontinuität nach 1945 hin: "Dieselben Lehrer, die ihn vorher zu einem Kämpfer für "Führer, Volk und Vaterland" abgerichtet hatten, wollten ihn nachher zu einem "Verteidiger des christlichen Abendlandes gegen den materialistischen Kommunismus" erziehen. Heute gelte es, immer wieder zu erinnern: "Geschichte kann nicht abgehakt werden."

(Gekürzt aus Reutlinger Nachrichten, 10.5. 05)

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