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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 4 / Oktober 2004



Gedenken am Todestag von Alfred Hausser:

Nur wer sich aufgibt, ist verloren

von Ester Broß

Der erste Jahrestag des Todes von Alfred Hausser führte am 12. August diesen Jahres einen kleinen Kreis von Freundinnen und Freunden, Kameradinnen und Kameraden, Genossinnen und Genossen an seinem Grab in Stuttgart- Untertürkheim zusammen.
Christoph Jetter, enger Freund und Mitarbeiter Alfred Haussers in der Interessengemeinschaft der ZwangsarbeiterInnen, begrüßte die Lebensgefährtin Alfred Haussers Ilse Werner, seine Söhne Rainer und Michael mit Familie und die anwesenden Freundinnen und Freunde, die auch in den letzten Stunden mit Alfred und Ilse zusammen gewesen waren und sich an diesem Erinnerungstag zusammenfanden, weil sie "den Menschen und Freund, den Antifaschisten und Mahner Alfred Hausser nicht vergessen können und wollen." In seiner Ansprache erinnerte Christoph Jetter an "Alfreds ruhigen, klaren Blick auf die Wirklichkeit und auf wirklich wichtige Fragen; geschärft von der Erfahrung durchschrittener Abgründe und gelebter Kämpfe; mit seinem freundlichen, werbenden, warmen Blick solidarischer Freundschaft und Zuwendung. Im Kampf um Gerechtigkeit und um menschenwürdige Lebensbedingungen, der verbunden ist mit dem Kampf gegen bestehendes Unrecht verpflichtete sich Alfred Hausser dem kurzen Satz 'Unrecht verjährt nie' und diese Passion des Aufstehens gegen Unrecht hat ihn befähigt, seine bewundernswerte Arbeit als Sachwalter der NS-Opfer, zu denen er selbst gehörte, deren Ansprüche auf Rehabilitierung und auf materielle Kompensation für erlittene Verfolgung mit hoher Kompetenz und letzter Konsequenz zu verfechten. Dieses leidenschaftliche Engagement", so Christoph Jetter weiter, "war für ihn immer auch ein Kampf um die Wiederherstellung der verletzten menschlichen Würde. Alfred Hausser, der Kommunist, Antifaschist und Gewerkschafter mit den vielen unsichtbaren Narben aus Verfolgung und Diskriminierung ist immer bei seiner Grundhaltung geblieben. Der Herausforderung der Geschichte und ihrer Lehren sich stellend, unerschrocken die Ursachen für Kriege, Armut, Hunger und Unterdrückung beim Namen nennend und dabei mit 'undogmatischer Gradlinigkeit' unentwegt nach Mitstreitern und Bundesgenossen suchend: das war Alfred Hausser."
Im Gruß zu Alfred Haussers 85. Geburtstag im Jahr 1997, also noch vor der Vereinigung unserer antifaschistischen Organisationen in Ost- (IVVdN) und Westdeutschland (VVN-BdA), hatte der im vergangenen Jahr ebenfalls verstorbene Vorsitzende der VVN-BdA, Fred Dellheim, Alfred Hausser geschrieben: "Die Mitglieder unseres Verbandes (IVVdN) haben Dich bei vielen Gelegenheiten als einen aufmerksamen Gesprächspartner und unermüdlichen Streiter für das Zusammenwirken aller antifaschistisch-demokratischen Kräfte schätzen gelernt. Die engen Beziehungen, die zwischen der VVN-BdA und unserer Organisation bestehen, sind wesentlich von Dir beeinflusst. Dafür sagen wir Dir an Deinem 85. Geburtstag besonderen Dank."
Wie sehr Alfred Hausser die Vereinigung der antifaschistischen Organisationen am Herzen lag, davon konnten sich die Kameradinnen und Kameraden der VVN-BdA Ortenau überzeugen, die mit Alfred und Ilse gemeinsam mit Hermine Rothenhäusler, Ulrike Peinel und Michael Hausser wenige Tage vor seinem Tod einen Nachmittag bei ihm im Pflegeheim verbracht hatten. Alfred Hausser, obwohl bereits sehr geschwächt, fragte Paul Bauer, ob es wohl gelingt, dass Ost und West zusammenwächst.
"Dieser kraftvoll und politisch energisch handelnde Antifaschist Alfred Hausser war ein herzlicher, treuer, mit seinen leuchtenden Augen und seiner sonoren Stimme immer wieder neu gewinnender Freund, ein Helfer und Gefährte auch für uns, die wir eine oder zwei Generationen jünger waren als er", so erinnerte uns alle Christoph Jetter in seiner Ansprache. Die Verbundenheit der Jugend mit Alfred zeigte sich an diesem Tag in der zahlreichen Anwesenheit junger Kameradinnen und Kameraden und in den Worten von Liliane Leible, die das Gedicht von Claudio Sperandio vortrug und um die von ihr verfasste Strophe erweiterte: "Und heute an seinem ersten Todestag, beim Gedenken an Alfred als Mensch der Tat, als Streiter für Gerechtigkeit, seh´ ich seine menschliche Wärme in Vollkommenheit. Verzeiht mir soviel Emotionales, wo ich doch vermeiden will alles Banale. Bewußt wird: er ist unersetzlich! Und doch geht es weiter, immerzu und letzlich mit ihm. Er bleibt Vorbild, Freund, Genosse, Kamerad, lebt weiter durch unsere Erinnerung und unsere antifaschistische Tat."
Musikalisch umrahmt wurde die würdige Gedenkfeier von Eugen Bilke an der Gitarre und von den Kameradinnen und Kameraden, die zu Ehren von Alfred die Lieder "Der kleine Trompeter" und die "Moorsoldaten" sangen. Danach ergriff unsere Freundin und Kameradin Ilse Werner das Wort und dankte mit bewegter Stimme allen, die an diesem Tag zusammengekommen waren, um Alfred Hausser zu gedenken und ihn zu ehren.

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