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Nummer 2 / April 2002



Zustimmung und konstruktive Kritik

Ausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland"

Landesvorstand

In mehreren Städten Baden-Württenbergs, u.a. in Ulm, Freiburg, Ludwigsburg, Ravensburg, war die gemeinsam von der VVN-BdA Bundesvereinigung und der IG Metall erarbeitete Ausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland" bisher zu sehen. Durchweg mit gutem Erfolg. Christine Erlenspiel schildert in ihrem nachfolgenden - leicht gekürzten - Beitrag die Erfahrungen, die in Freiburg damit gemacht wurden.
Die Ausstellung "Neofaschismus in der Bundesrepublik Deutschland", die im Januar in der Stadtbibliothek Freiburg zu sehen war, fand großen Anklang, besonders unter den Pädagogen. Viele engagierte Fachlehrer besuchten sie gemeinsam mit ihren Klassen. Mund-zu-Mund-Werbung sorgte für so großen Andrang, dass Führungen sogar abgesagt werden mussten. Die meisten Schüler wurden von unseren Kameraden Manfred Hanloser und Heinz Siefritz durch die Ausstellung geführt. Schüler, die keine Führung erhalten konnten, erarbeiteten sich anhand eines Fragebogens, den ihre Lehrer für sie zusammengestellt hatten, Thematik und Aussagen der Ausstellung. Einig waren sich die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren darin, daß es sich der Besuch der Ausstellung für sie gelohnt hat. Dennoch gab es konstruktive Kritik, verbunden mit sehr konkreten Verbesserungsvorschlägen:
So wurden Werbeplakate für die Ausstellung im Stadtgebiet vermißt. Als Werbung wurde angeregt, vorbereitend und/oder begleitend zur Ausstellung Umfragen bei Jugendlichen zum Thema Neofaschismus in der BRD zu machen und diese Umfrage mit einer Videokamera aufzuzeichnen. Diese Aufzeichnung könnte in der Ausstellung gezeigt werden.
Auch zur Präsdentation der Fotos und Texte gab es Anregungen. So müßte, wenn die Ausstellung bevorzugt Jugendliche ansprechen und ihr Interesse wecken soll, das Übergewicht an Texten im Vergleich zu den Fotos verringert und die Aussage der Fotos durch große Poster und Comics zu unterstützt werden. Texte sollten nur als Untertitel dienen und dabei über Fakten informieren, Spekulationen und subjektive Meinungen sollten weggelassen werden.
Um die Ausstellung für Jugendliche attraktiver zu gestalten, gab es eine ganze Reihe von ergänzenden Vorschlägen: so sollten in Videokabinen abwechselnd Aufnahmen von neonazistischen Aktivitäten (Demos) gezeigt werden, da Filme die Stimmung bzw. die Spannung bei Neonazi-Aktionen besser vermitteln. Allerdings sollten diese Aufzeichnungen nicht länger als 15 Minuten dauern um das Interesse wach zu halten. Besonders wichtig waren den Jugendlichen Originalfilme aus der Zeit der Nationalsozialisten, in denen dem Zuschauer die Gründe deutlich gemacht werden, die heute wieder Menschen dazu bringen, sich die rassistischen und vernichtenden Ideen des sogenannten Dritten Reichs zurückzuwünschen. Als ein weiteres Medium zur Belebung der Ausstellung sollte mit Tonaufnahmen gearbeitet werden. Mittels Kopfhörer sollte es mehreren Besuchern gleichzeitig ermöglicht werden, originale Reden, Zeugenaussagen, Gerichtsverhandlungen, Berichte und Erlebnisse von Zeitzeugen zu HÖREN (!) statt zu lesen - denn Gehörtes ergreife und beeindrucke mehr als Gelesenes.
Wichtig wäre es den Jugendlichen auch, Zeitschriften, Plakate, Bücher der Nazis wie der Neonazis - natürlich kommentiert! - zu sehen oder gar lesen zu können, aus denen Stategien der Mitglieder- und Sympathiewerbung deutlich werden. Für die Gegenwart halten es die Jugendlichen auch für wichtig, dass die verschiedenen typischen Zeichen und Symbole der Neofaschisten gezeigt werden.
Auch sollte aufgezeigt werden, wie international vernetzt der Neofaschismus agiert, damit auf internationaler Ebene Gegenwehr möglich wird. Dieser Katalog von Verbesserungsvorschlägen zeigt, daß sich die Jugendlichen - nicht zuletzt dank der sachkundigen Führung der Kameraden Manfred Hanloser und Heinz Siefritz - intensiv mit der Ausstellung auseinandergesetzt haben. Wegen des guten Erfolgs wird die Ausstellung im Lauf dieses Jahres nochmals in Freiburg gezeigt.
Vom 2.4. bis 12.4.2002 ist sie in Offenburg im Alevitischen Kulturzentrum, Rheinstr. 3, zu sehen.

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